Em casa com o antisemitismo: paisagens domésticas vienenses do fin-de-siècle

Autor/innen

  • Luis Sérgio Krausz

DOI:

https://doi.org/10.11606/1982-8837.pg.2006.74392

Schlagwörter:

Habsburger Monarchie, Jüdisch-östereichische Symbiose, Assimilation, Antisemitismus, Jüdische Emanzipation

Abstract

Dieser Artikel behandelt den österreichischen Autor Adolf Dessauer (1849-1916), einen Chronisten der Wiener Sitten de Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Von Beruf Bankier und Schriftsteller aus Liebhaberei, veröffentlichte Dessauer zwei Romane (Götzendienst, 1896 und Großstadtjuden, 1910), die zu Zeiten rasanter wirtschaftlicher und sozialer Wandlungen in der Habsburger Metropole spielen und die heute nahezu vergessen sind. Dessauer richtet seine Aufmerksamkeit auf die Klasse, die mit dem Siegeszug des Wirtschaftsliberalismus aufgestiegen und sich immer mehr mit der dekadenten Aristokratie der österreichischen Hauptstadt verbunden hatte, deren Geschmack und Umgangsformen sie nachahmte. Im Unterschied zu anderen europäischen Nationen schuf das Bürgertum des Habsburger Reiches kein eigenständiges kulturelles oder ästhetisches Repertoire, sondern versuchte, sich auf dem Wege der Imitation die kulturellen Werte des Adels anzueignen, was eine Klasse von Nachahmern hervorrief, auf die Dessauer seinen durchdringenden und ironischen Blick richtete. Gleichzeitig zeigt Dessauer, wie die Partei der antisemitischen Christdemokraten in Österreich unter der Schicht der Handwerker ihre Wähler rekrutierte, die im Zuge der neuen wirtschaftlichen Ordnung proletarisiert wurden: An diese verarmten Handwerker richtet sich die von Dr. Karl Lueger geführte Kampagne, der den Wirtschaftsliberalismus mit dem Judentum und den Juden identifizierte In Großstadtjuden beschäftigt sich der Autor mit denselben Erscheinungen, jedoch aus einem streng jüdischen Blickwinkel, der ausgeht von einigen Familien und der Art, wie jede von ihnen auf den wachsenden Antisemitismus in der österreichischen Hauptstadt reagiert. Im Rückblick stellt sich die Geschichte der österreichischen Juden, zu jener Zeit die nach Warschau zweitgrößte Gemeinde in Europa, in diesem Roman als ein Vorspiel der Geschichte der Juden Europas im 20. Jahrhundert dar, was diesem literarischen Werk, das zum Vergessen verurteilt schien, ein unerwartetes Interesse verschafft.

Downloads

Download-Daten sind nocht nicht verfügbar.

Autor/innen-Biografie

  • Luis Sérgio Krausz
    O autor é doutorando no programa de Literatura e Cultura judaica da USP.

Veröffentlicht

2006-12-17

Ausgabe

Rubrik

Literatura – Literatur

Zitationsvorschlag

KRAUSZ, Luis Sérgio. Em casa com o antisemitismo: paisagens domésticas vienenses do fin-de-siècle. Pandaemonium Germanicum, São Paulo, Brasil, n. 10, p. 183–196, 2006. DOI: 10.11606/1982-8837.pg.2006.74392. Disponível em: https://journals.usp.br/pg/article/view/74392.. Acesso em: 23 jun. 2024.